Ein besonderer Gast brachte literarischen Glanz an die Technische Schule Aalen: Die Berliner Schriftstellerin Katharina Hacker, bekannt durch ihren vielfach ausgezeichneten Roman Die Habenichtse, las vor Schülerinnen und Schülern des beruflichen Gymnasiums und stellte sich anschließend ihren Fragen. Der Roman ist Pflichtlektüre für das Abiturfach Deutsch – doch an diesem Vormittag wurde er weit mehr als nur Unterrichtsstoff.
Mit ruhiger Stimme und eindringlicher Präsenz las Hacker Passagen aus ihrem Werk, ließ Figuren und Konflikte lebendig werden und schuf eine konzentrierte, fast gespannte Atmosphäre im voll besetzten Saal. In der anschließenden Gesprächsrunde zeigte sich die Autorin offen, schülernah und zugleich gedanklich klar. Sie machte deutlich, dass sie nichts davon hält, schwierigen, unbequemen oder persönlichen Themen auszuweichen. „Wenn auf einem Bild Gewalt dargestellt wird“, erklärte sie, „dann ist das Schlimme nicht die Betrachtung dieses Bildes, sondern die reale Gewalt, die ihm zugrunde liegt.“
Ihre Haltung beeindruckte: Mutig und ohne Umschweife sprach sie über Verantwortung, Ohnmacht und menschliche Fehlbarkeit – Themen, die auch Die Habenichtse durchziehen. Besonders eindrücklich war ihr Appell an das Publikum, sich im Denken nicht von Bequemlichkeit leiten zu lassen. In Anlehnung an ein Zitat der Philosophin Hannah Arendt sagte sie augenzwinkernd: „Selber denken macht fett“ – und meinte damit die geistige Fülle, die aus eigenständigem, kritischem Nachdenken entsteht.
Nach der Lesung nahm sich Katharina Hacker Zeit, Bücher zu signieren, persönliche Worte zu wechseln und für Selfies zu posieren. Ihr Besuch hinterließ spürbare Begeisterung – und die Erkenntnis, dass Literatur mehr sein kann als Pflichtlektüre: ein Anstoß zum Denken, Fühlen und zum ehrlichen Blick auf die Welt.
Im Bild: Schülerinnen und Schüler des Technischen Gymnasiums mit ihrem Lehrer Michael Fischer, im Vordergrund die Schriftstellerin Katharina Hacker